Psychische Erkrankungen im Alter

Seniorinnen und Senioren fällt es oft schwer, sich mitzuteilen, wenn sie psychische Probleme haben. Zu den Gründen zählen Scham sowie die Angst, nicht ernstgenommen oder gar für verrückt gehalten zu werden. Außerdem möchten viele Betroffene es vermeiden, ihr Umfeld mit ihren Beschwernissen zu belasten. Auf professionelle Hilfe wird meist ebenfalls verzichtet – auch wenn der Bedarf da ist. So haben verschiedene Studien bereits gezeigt, dass sich Menschen ab 65 Jahren nur sehr selten in psychotherapeutische Behandlung begeben. 

Bei Senioren hängen psychische Störungen oft mit den Veränderungen und Herausforderungen zusammen, die mit dem Alter einhergehen. Zu ihnen gehören etwa der Übergang vom Berufsleben in die Rente, der Verlust des Partners oder des Freundes- und Bekanntenkreises, soziale Isolation oder auch zunehmende körperliche Beschwerden. 

Psychische Erkrankungen im Alter

Um das geistig-seelische Wohlbefinden auch im höheren Lebensalter bestmöglich zu erhalten, ist es wichtig, dass Betroffene aktiv bleiben und sich nicht einsam und vergessen fühlen. Wie Senioren Kontakte zu anderen Menschen knüpfen und erfüllende Tätigkeiten für sich entdecken können, erfahren Sie in unserem Artikel „Einsamkeit im Alter“. 

Die häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter

Mit dem Alter steigt nicht nur das Risiko körperlicher, sondern auch psychischer Erkrankungen. Bei Senioren sind folgende Krankheiten der Psyche am verbreitetsten:  

  • Demenz 
    Als Demenz werden eine Reihe von Gehirnerkrankungen bezeichnet, die anfangs oft nur das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit beeinträchtigen, im weiteren Verlauf jedoch auch Inhalte aus dem Langzeitgedächtnis, die Orientierungs-, Sprach- und Lernfähigkeit sowie das Denkvermögen zunehmend schwinden lassen. Die verbreitetste Demenzform ist Alzheimer. Ausführliche Informationen zum Thema Demenz finden Sie hier.

  • Depression (bei älteren Patienten oft „Altersdepression“ genannt) 
    Menschen mit einer Depression erleben über einen längeren Zeitraum eine tiefe Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, aus der sie keinen Ausweg zu sehen glauben. Sie sind antriebs- und lustlos, ziehen sich oft von Familie und Freunden zurück und kämpfen nicht selten auch mit Ängsten, Schlafstörungen oder Konzentrationsschwierigkeiten. Oft haben sie zudem Selbstzweifel und ein vermindertes Selbstwertgefühl. Körperliche Beschwerden, wie zum Beispiel Müdigkeit, Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit oder erhöhte Schmerzempfindlichkeit, können ebenfalls auftreten.

  • Tabletten- und Alkoholsucht 
    Sucht ist definiert als übersteigertes Verlangen, etwas zu tun (zum Beispiel um Geld zu spielen), oder als krankhafte Anhängigkeit von einer Substanz. Die Suchtmittel der älteren Generation sind meist Alkohol und Tabletten. Häufig entsteht eine Sucht im Alter aufgrund von quälenden Einsamkeitsgefühlen oder regelmäßiger Überdosierung von Medikamenten mit Suchtpotenzial, wie Schlaf- oder Schmerzmitteln.

  • Schlafstörung 
    Es gibt verschiedene Arten der Schlafstörung. Die häufigste ist die Insomnie. Sie liegt dann vor, wenn jemand länger als einen Monat mindestes dreimal in der Woche Probleme hat, ein- und/oder durchzuschlafen, oder morgens zu früh erwacht. Der Schlafmangel führt dazu, dass der- oder diejenige sich tagsüber müde fühlt und womöglich sogar hin und wieder eindöst. Betroffene klagen über Konzentrationsschwächen, Gedächtnisprobleme oder Kopfschmerzen und sind oft nervös und reizbar. Die Ursachen einer Schlafstörung können vielfältig sein und reichen von Ängsten und Stress über den Konsum von Koffeingetränken wie Kaffee oder schwarzem Tee bis hin zu den Nebenwirkungen bestimmter Medikamente. Auch eine Depression kann der Auslöser sein.

  • Angststörung 
    Von einer Angststörung ist dann die Rede, wenn übersteigerte Angst das Gefühlsleben eines Menschen beherrscht und seinen Alltag beeinträchtigt. Betroffene haben unverhältnismäßig große oder sogar gänzlich unbegründete Angst vor bestimmten Dingen oder Situationen. Die ständigen Angstgefühle oder Panikanfälle können sowohl Ausdruck einer eigenständigen Angsterkrankung als auch Symptome einer Depression oder Psychose sein.  

Zu beachten ist, dass es manchmal schwer sein kann, zwischen natürlichen Alterserscheinungen und behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen zu unterscheiden. Umso wichtiger ist es, dass sich ältere Menschen nicht davor scheuen, offen über ihre geistig-seelische Gesundheit mit dem Hausarzt zu sprechen – gerade wenn etwas nicht ganz in Ordnung zu sein scheint. Gegebenenfalls überweist der Arzt dann den oder die Betroffene frühzeitig an einen Psychotherapeuten oder Psychiater. Grundsätzlich gilt: Je früher eine Behandlung beginnt, umso besser die Erfolgsaussichten.  

Wie können Angehörige und Pflegekräfte helfen?

Zeigen Senioren Anzeichen einer psychischen Erkrankung, kommt es nicht selten vor, dass das wohlmeinende Umfeld zu einer ärztlichen Untersuchung drängt. Dies kann schnell zu einer Konfliktsituation führen. Immerhin möchten Betroffene oft nicht wahrhaben, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Und schon gar nicht wollen sie sich sagen lassen, wann sie zum Arzt müssen. Taktgefühl und Einfühlungsvermögen sind hier gefragt. Als Angehöriger oder Pflegekraft sollten Sie zunächst einmal den Eindruck vermitteln, dass Sie immer ein offenes Ohr haben. Geben Sie dem älteren Menschen zu verstehen, dass Sie gern für ihn da sind, falls er über etwas sprechen möchte, was ihn bedrückt. Teilt sich dann der- oder diejenige mit, dann erklären Sie sachlich, warum gegebenenfalls eine ärztliche beziehungsweise psychotherapeutische Untersuchung ratsam ist. Bieten Sie der betroffenen Person auch an, sie dabei zu begleiten. Das kann sie zusätzlich darin bestärken, diesen wichtigen Schritt zu wagen. Ist eine Therapie eingeleitet, gilt es, den oder die Betroffene zu ermutigen, die Behandlung konsequent durchzuziehen und Geduld zu haben – auch wenn der Weg zum Erfolg lang erscheint. Hierbei ist es ebenfalls wichtig, sachlich zu argumentieren und nicht belehrend aufzutreten.

 

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