Pflege bei Demenz

Was ist Demenz? Was ist Alzheimer?

Die Demenz oder auch das Demenzielle Syndrom gehört zu den Erkrankungen des Nervensystems. Krankheitsursache ist eine Schädigung des Gehirns. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz aber lange nicht die einzige unter mehr als 50 Demenzarten. Demenz zählt zu den chronischen (sich langsam aber fortlaufend entwickelnden) Krankheiten mit zunehmender Verschlechterung. Demenzerkrankte Menschen verlieren mit fortschreitender Krankheit mehr und mehr ihrer kognitiven Fähigkeiten, wie Wahrnehmung, Denken, Rechnen und so weiter.
Symbolbild Demenz
ältere Frau mit Demenz

Die Pflege von Menschen mit Demenz stellt besonders hohe Anforderungen

Der Umgang, die Pflege und die Betreuung von Menschen mit Demenz stellt hohe Herausforderungen an die Pflegeperson und wird häufig als sehr belastend beschrieben. Das gilt umso mehr, wenn der erkrankte Mensch ein naher Angehöriger ist. Im Verlauf der Krankheit „löst sich die Persönlichkeit betroffener Personen immer mehr auf“. Es ist deshalb sehr schwer, mit demenzbedingten Veränderungen umzugehen. In frühen Krankheitsstadien erleben demenzerkrankte Menschen auch selbst, wie ihnen Fähigkeiten abhandenkommen. Das kann zu Wut und offen ausgetragener Aggression führen, da sich betroffene Menschen und ihr Umfeld zunächst mehr oder weniger hilflos gegenüberstehen. 

Im Krankheitsverlauf wird oft professionelle pflegerische Betreuung erforderlich. Lesen Sie dazu unser Experteninterview „Professionelle Pflege bei Demenz“.

Nehmen Sie sich Zeit, um Demenz zu begreifen

Nach einer ersten Diagnose von Demenz, sollten sich betroffene Menschen und ihre Bezugspersonen Zeit nehmen, um die Erkrankung zu verstehen. Nun sollten auch formale Aspekte wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht geregelt werden. Das ermöglicht allen Beteiligten, die Wünsche und Vorstellungen in die zukünftige Versorgung einfließen zu lassen und der Erkrankung mit Würde zu begegnen. Damit Sie sich ein umfassendes Bild von der Erkrankung und von dem, was es in der neuen Situation alles zu beachten gibt, verschaffen können, empfehlen wir Ihnen auch unser ausführliches Dossier zum Thema sowie unsere Experten-Interviews aus den Demenz-Themenmonaten Mai und September des Jahres 2020. 

Wichtige Aspekte bei der Pflege Demenzkranker

  • Akzeptieren Sie die pflegebedürftige Person, wie sie ist. 
  • Dementiell Erkrankte erleben oft „emotionale Achterbahnfahrten“. 
  • Emotionale Reaktionen erfolgen meist nicht mit Absicht.
  • Verzichten Sie auf Vorwürfe. 
  • Selbstaggression und Wut sind oft Teil der Krankheit. 
  • Lernen Sie Gelassenheit und deeskalieren Sie. 
  • In späteren Stadien können Erkrankte ihr Verhalten nicht mehr selbst bewerten. 
  • Demenzkranke erleben oft eine andere Realität. 
  • Lernen Sie, immer wieder Unaufgeregtheit und Entspannung in die Situation zu bringen.
  • Im späten Verlauf sind die Betroffenen orientierungs- und erinnerungslos. 
  • Denken Sie bei dieser herausfordernden Pflege auch an sich selbst. 

Die wichtigste Aufgabe der Pflegeperson ist es, den demenzerkrankten Menschen anzuerkennen – und zwar mit allen Fähigkeiten, über die dieser Mensch verfügt. Die Pflegeperson und auch der erkrankte Mensch müssen sich immer wieder verdeutlichen, dass Ausfallerscheinungen und darauffolgende emotionale Reaktionen nicht mit Absicht entstehen. Die Krankheit ist Schuld. Gerade in frühen Phasen, in denen Demenzkranke oft aufgeregt und unzufrieden mit sich selbst sind, sollte das Umfeld betroffener Personen beruhigend und interessiert sein.
Verzichten Sie auf Vorwürfe, versuchen Sie Wut als normale Reaktion auf die Krankheit zu verstehen. Reagieren Sie mit Gelassenheit und wirken Sie deeskalierend. Versuchen Sie die Botschaften zu verstehen, die hinter der verbal oder nonverbal vorgebrachten Botschaft liegen (aktives Zuhören). Fühlt sich die betroffene Person unwürdig, unzufrieden mit sich selbst? Macht sie sich Vorwürfe wegen ihrer Dummheit? Versuchen Sie, „Ich-Botschaften“ zu senden. Sprechen Sie über sich und wie Sie die Situation empfinden. Verzichten Sie auf Zuschreibungen, also auf Wörter, welche Ihr Gegenüber auf etwas bestimmtes festlegen. Oft sind es die kleinen Füllwörter, wie „immer“, „nie”, „ständig”, „jedes Mal”, „andauernd”, die den Boden für Streit und Auseinandersetzung bereiten; Anlässe sind meist alltägliche Situationen, in denen die demenzerkrankte Person etwas bestimmtes tun soll, beispielsweise ihre Medikamente einnehmen. Was Sie als pflegende/r Angehörige/r speziell bei der Medikamentengabe beachten sollten, erfahren Sie in unserem Experten-Interview zu diesem Thema.

Der Verlust kognitiver Fähigkeiten geht mit körperlichen Einschränkungen einher

Im Verlauf der Krankheit verlieren betroffene Menschen beispielsweise auch die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren. Sie können ihr eigenes Verhalten nicht mehr bewerten. Meist sind Menschen in diesem Stadium aber weniger aggressiv und lassen sich durch genaue Anweisungen zur Mitarbeit bewegen. Dazu kommen mehr und mehr körperliche Einschränkungen: Bewegung wird schwieriger, die Körperpflege kann nicht mehr allein durchgeführt werden, sie können nicht mehr mit Besteck umgehen, sie werden inkontinent (Unfähigkeit, das Ausscheiden zu kontrollieren) und vieles mehr. Hier muss die Pflegeperson mehr und mehr die entsprechenden Ausfälle kompensieren. 

Demenzkranke verlieren zunehmend den Bezug zur Realität

Beachten Sie, dass an Demenz leidende Menschen ihr Umfeld anders wahrnehmen als Gesunde. Es kann sein, dass betroffene Menschen Unruhezustände erleben und fixe Ideen haben. Dies steht in Zusammenhang mit der Krankheit. Demenzkranke Menschen erleben Situationen, die nicht mit der Realität in Übereinstimmung stehen. So kann beispielsweise ein an Demenz leidender hochbetagter Mensch plötzlich der Überzeugung sein, er müsse dringend zur Arbeit und dort eine Aufgabe erledigen. Die Pflegeperson sollte darauf zunächst so reagieren, als ob alles, was die erkrankte Person wahrnimmt, stimmt. Man sollte versuchen, die Sichtweise des anderen Menschen anzuerkennen und bei der Lösung des Problems zu helfen. In unserem Beispiel könnte die Pflegeperson darauf hinweisen, dass heute Samstag ist und die Aufgabe erst am Montag zu erledigen sei. Man könnte auch erklären, dass der Chef angerufen und wegen eines plötzlichen wichtigen Termins das Treffen auf nächste Woche verschoben hat. Seien Sie kreativ: Ihre Aufgabe ist es, die Aufregung zu lösen und für Entspannung zu sorgen. Versuchen Sie nicht, bei der betroffenen Person einen Realitätsbezug herzustellen. Versuchen Sie vielmehr, die wahrgenommene Realität vorsichtig an die notwendigen Aufgaben des Tages heranzuführen.

Auf den Verlust der Erinnerung und der Orientierung folgt die vollkommene Hilflosigkeit

Je weiter die Demenz fortschreitet, desto weniger Fähigkeiten besitzen betroffene Personen. Sie erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, verwechseln Personen, haben keine zeitliche Orientierung und wissen nicht, wo sie sind und auch die Erinnerung an das frühere Leben geht verloren. Für die Pflegeperson ist dieser Zustand sehr belastend. Im letzten Stadium der Krankheit sind betroffene Menschen völlig pflegebedürftig, bettlägerig und hilflos.

Denken Sie als Pflegeperson bei dieser anspruchsvollen Aufgabe auch an sich selbst

Pflegende Angehörige sollten sich neben der Sorge um die an Demenz leidende Person auch intensiv um sich selbst kümmern. Dazu gehört es, sich ein soziales Umfeld zu schaffen, in dem es möglich ist, den Alltagsstress zu vergessen. Regelmäßige Aktivitäten – auch ohne den erkrankten Menschen – wie Sport, Theaterbesuche und dergleichen mehr helfen dabei, das eigene Leben lebenswert zu gestalten. Aber auch gemeinsam mit der erkrankten Person kann ein breites Spektrum an Möglichkeiten genutzt werden. So lange es geht, sollten Menschen sich körperlich betätigen. Erinnerungsarbeit, wie das gemeinsame durchblättern von Fotoalben, Berichte und Austausch zu gemeinsamen Erlebnissen, die Verwendung bestimmter Parfüms, das Anhören von Musik – all dies kann helfen, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Es ist wichtig, eine angenehme Atmosphäre und ein schönes Lebensumfeld zu schaffen. Der Kontakt zu anderen Menschen ist wichtig – sowohl für die erkrankte, wie auch für die Pflegeperson. Binden Sie demenzerkrankte Menschen in das Leben ein: Veranstalten Sie Feiern, fahren Sie in Kurzurlaube, legen Sie sich ein Haustier zu. Kurz: sorgen Sie dafür, dass das Leben schön ist!

Alle Themen aus dieser Rubrik

Pflegehilfsmittel

Ihre Pflege­hilfsmittel

In unserem Pflegehilfsmittel-Vergleichs-Portal finden Sie ein umfangreiches Sortiment an Hilfsmitteln und Sanitätsprodukten. Von Pflegehilfsmitteln, die den Alltag für Pflegebedürftige und Pflegepersonen erleichtern, über Gehhilfen und Gesundheitsschuhe bis zu medizinischen Geräten.

Die von uns gelisteten Anbieter wurden einer umfangreichen Überprüfung unterzogen. So können Sie sicher sein, dass Sie nur Produkte & Angebote seriöser Händler sehen.

Haben wir etwas vergessen?

Schreiben Sie uns gerne, wenn Sie etwas in unserem Informationsportal vermissen oder einen Fehler entdecken. So können wir unser Angebot weiter verbessern. Unsere Redakteure freuen sich über jede Rückmeldung.