Geldanlage im Alter: Tipps vom Experten

Die gesetzliche Rente reicht oft nur für das Notwendigste aus. Viele Seniorinnen und Senioren sind daher auf ihre Ersparnisse angewiesen, um sich einen auskömmlichen Lebensabend zu sichern. Doch das Ersparte kann schnell schmelzen – erst recht wenn etwa Pflegekosten entstehen. Um dies zu vermeiden, ist es ratsam, einen Teil der Ersparnisse anzulegen. Mittlerweile lohnen sich Kapitalanlagen auch im höheren Lebensalter, denn aus der gestiegenen Lebenserwartung ergibt sich auch ein größerer Anlagehorizont.

Doch welche Anlagemöglichkeiten und -strategien empfehlen sich für die ältere Generation? Wie lässt sich das Risiko einer Kapitalanlage geringhalten? Und wie viel Prozent des eigenen Vermögens sollten immer flüssig bleiben? Diese und weitere Fragen beantwortet uns Finanzberater und Buchautor Antonio Sommese.

Geldanlage im Alter

Herr Sommese, welche Möglichkeiten haben (angehende) Ruheständler, wenn sie einen Teil ihrer Ersparnisse anlegen möchten, um ihre Renteneinkünfte aufzustocken?

Prinzipiell können Seniorinnen und Senioren genau wie auch jüngere Menschen in Wertpapiere wie Aktien, Zinspapiere, Fonds etc. oder in Immobilien investieren. Welche Investition am sinnvollsten ist, hängt neben äußeren Faktoren vor allem von der Vermögenshöhe und -struktur des Investors sowie von seiner Risikobereitschaft ab.

Im ersten Schritt muss man sich überlegen, welche Summe man wo anlegen möchte, und einen Plan aufstellen. Beispiel: Eine Seniorin hat 60.000 Euro angespart und investiert die Hälfte in Wertpapiere. Mit einer jährlichen Rendite von 5 bis 6 Prozent wächst das angelegte Kapital bereits in sechs Jahren auf rund 40.000 Euro an. Das hinzugewonnene Geld (rund 10.000 Euro) lässt sich die Anlegerin auszahlen und nutzt es in Verbindung mit den nicht angelegten Ersparnissen zur Aufstockung der Rente, während das Anlagekapital weiterhin Rendite generiert.

Die risikolosen Tagesgeld- und Festgeldkonten, Sparbriefe oder Kapitallebensversicherungen werfen in der Nullzinsphase, in der wir uns momentan befinden, entweder gar keine Zinsgewinne ab, oder die Renditen sind so niedrig, dass sie nicht einmal den Wertverlust des Guthabens durch die Inflationsrate neutralisieren. Und da der Übergang ins Rentenalter für viele einen empfindlichen finanziellen Abstieg bedeutet, sind Investitionen in Wertpapiere oft kaum zu umgehen.  

Antonio Sommese

Antonio Sommese

Finanzberater und Buchautor

Eine alte Faustregel besagt aber: Je älter man wird, desto weniger sollte man in Aktien investieren. Gilt das auch heute noch?

Nein, diese Faustregel gehört mittlerweile in die Tonne. Denn, wie schon erwähnt, werfen Sparbücher, Tagesgeldkonten etc. ja nichts mehr ab. Im Gegenteil: Zum Teil werden sogar Negativzinsen fällig – das heißt, ich muss der Bank zahlen, damit diese mein Geld verwahrt.  
Ich empfehle jedem – ob Jung oder Alt – erspartes Geld für sich selbst arbeiten zu lassen. Wenn man es vernünftig investiert, braucht man auch keine Sorge haben, dass man es „verzockt“. Man kann beispielsweise sein Geld sicher in einen Fonds anlegen. Es handelt sich dabei um eine sorgfältige Auswahl verschiedener Aktien, mit der das Risiko gestreut und dadurch minimiert wird. Sinkt der Wert einer Aktie aus dem Paket, wird der Verlust durch die anderen Aktien aufgefangen. Der Fonds sollte am besten auch staatliche Anleihen enthalten, welche die Volatilität stabilisieren – also die Schwankungsbreite der Wertentwicklung verringern. Es empfiehlt sich zudem, auch Aktien ausländischer Unternehmen aufzunehmen und sich nicht nur auf die deutsche Börse zu beschränken.

Wie können vorsichtige Anlegerinnen und Anleger das Risiko einer Investition in Wertpapiere geringhalten?

Indem sie auf Investitionen in Einzelaktien verzichten. Setzt man alles auf eine Karte, geht man natürlich ein hohes Risiko ein. Wer kein „Anlageguru“ und „Zocker“ ist, legt sein Geld in eine vielfältige Auswahl an Wertpapieren an. Die Rendite ist natürlich geringer – aber dafür eben auch das Verlustrisiko.  

Wo und wie erwirbt man Aktien und Fonds?

Man geht am besten zu einem guten Finanzberater, lässt sich eingehend informieren und beraten und wählt gemeinsam das richtige Wertpapierpaket. Anschließend kauft der Finanzberater die Fonds für die Kundin oder den Kunden, die dann in einem Wertpapierdepot bei einer Bank aufbewahrt werden. Prinzipiell besteht natürlich auch die Möglichkeit, die Fonds bei der Bank oder direkt bei den Fondsgesellschaften zu kaufen. Ein Direktkauf ohne vorherige Beratung empfiehlt sich für Laien jedoch meist nicht.  

Wie viel Prozent des eigenen Vermögens sollten flüssig bleiben?

In der Regel macht es Sinn, zwischen 10 und 20 Prozent des eigenen Vermögens flüssig zu halten. Man sollte in jedem Fall drei bis vier Monatsgehälter beziehungsweise -renten zur Verfügung haben, wenn etwa eine Autoreparatur ansteht oder eine neue Waschmaschine angeschafft wird. Man kann den flüssigen Anteil sogar noch in zwei Töpfe unterteilen: eine eiserne Reserve für größere Kosten, die im Alltag anfallen können, sowie eine Summe, die man flexibel einsetzen kann, etwa für Urlaub oder für eine weitere Investition.  

Sehr beliebt sind auch Investitionen in Immobilien. Lohnen sie sich auch im Alter?

Momentan lohnt sich eine Immobilieninvestition als Kapitalanlage aus meiner Sicht nicht – weder für junge noch für ältere Menschen. Zwar sind die Mieten und somit die Mieteinkünfte hoch, doch gleichzeitig sind die Immobilien auch sehr teuer. Unterm Strich ist die Rendite daher gering. Zudem muss man bedenken, dass man als Vermieter auch für Wartung und Reparaturen zuständig ist. Und man ist nie ganz dagegen abgesichert, dass man sich über schwierige Mieter ärgern muss. Gerade für Senioren ist das also eher nicht zu empfehlen.

Was halten Sie von Sofortrenten? Für wen lohnen sie sich?

Ich bin kein Anhänger von Sofortrenten. Sie lohnen sich nur dann, wenn man auch wirklich sehr, sehr alt wird – sonst ist es in der Regel ein Verlustgeschäft. Auch muss man bedenken, dass die eingezahlte Gesamtsumme nicht mehr zugänglich ist – man hat nur das, was monatlich ausgezahlt wird. Möchte man etwa der Enkeltochter ein Auto zum 18. Geburtstag schenken, kann man den dafür nötigen Betrag nicht mehr abrufen – er steckt in der Sofortrente fest. Das eingezahlte Geld kann außerdem nicht mehr vererbt werden.

Anstelle einer Sofortrente empfehle ich einen cleveren Finanzplan, der mehrere Töpfe umfasst. Die drei Haupttöpfe sind erstens: die besagte eiserne Reserve, zweitens: eine größere gesparte Summe, mit der man die monatlichen Renteneinkünfte aufstocken kann, und drittens: eine ertragreiche Kapitalanlage.  

Tipp Icon

Der Tipp des Experten:

Falls Sie in Wertpapiere investieren, dann achten Sie darauf, dass das Risiko ausreichend gestreut ist. Mit einem guten Fonds haben Sie beides: eine gute Rendite und geringes Risiko.

 Weiterführende Infos: Immobilienbesitzer haben eine weitere Möglichkeit, ihre Einkünfte aufzustocken: durch Immobilienverrentung. Lesen Sie dazu unseren Artikel „Immobilienverrentung: Immobilie verkaufen, ohne ausziehen zu müssen“ sowie unser Experteninterview zum Thema. In unserem Bereich „Finanzierung & Versicherungen“ finden Sie zudem einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten, vorzusorgen und Pflege zu finanzieren.

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