Hausnotruf: Hilfe auf Knopfdruck

Im höheren Lebensalter steigt das Risiko von Stürzen, Unfällen und gesundheitlichen Problemen. Viele Seniorinnen und Senioren leben jedoch allein und haben niemanden, der im Alltag an ihrer Seite steht und in einer Notfallsituation sofort zur Stelle wäre. Ihre Angehörigen sind daher oft in Sorge, dass Oma oder Opa etwas passieren könnte und die benötigte Hilfe nicht schnell genug da ist. In solchen Situationen kann ein Hausnotruf-System eine Lösung sein und sowohl den betroffenen Senioren als auch ihren Familien ein Gefühl von Sicherheit geben. Es handelt sich dabei um ein denkbar einfaches Meldesystem, mit dem die Nutzer im Notfall Hilfe anfordern können. Sie müssen dafür lediglich den Knopf eines kleinen Funksenders drücken, den sie stets bei sich tragen, etwa um den Hals oder als Armband. Das Notsignal erreicht dann entweder eine rund um die Uhr besetzte Notrufzentrale oder eine private Vertrauensperson.

hausnotruf

Schätzungsweise eine Million Haushalte nutzen bereits Hausnotruf-Dienste – Tendenz steigend. Das sagt Natalie Röll, Mitgründerin des Hausnotruf-Anbieters easierLife. In unserem Interview erklärt sie unter anderem, welche Arten von Notrufsystemen existieren, welche technischen Voraussetzungen sie erfordern und was für zusätzliche Serviceleistungen möglich sind.

Frau Röll, welche Arten von Hausnotruf-Systemen gibt es?

Zunächst einmal ist zwischen stationären und mobilen Hausnotruf-Systemen zu unterscheiden. Bei der mobilen Variante kann ein älterer Mensch auch außerhalb des häuslichen Umfelds Hilfe per Knopfdruck anfordern, etwa wenn er bei einem Waldspaziergang stürzt. Damit der oder die Hilfesuchende dann auch schnell gefunden wird, sind mobile Notrufgeräte mit einer GPS-Ortungsfunktion ausgestattet.
Die stationären Systeme können nur im häuslichen Bereich genutzt werden, haben aber dafür den Vorteil, dass sie neben dem tragbaren Notrufknopf auch über eine Basisstation mit Freisprechanlage verfügen. Über diese kann der Senior mit einem Mitarbeiter der Notrufzentrale oder mit einem Angehörigen sprechen und seine Situation schildern, bis die angeforderte Hilfe eingetroffen ist.
Es existieren zudem auch Kombi-Modelle, also Systeme, die sowohl mobil als auch stationär sind.

Alle drei Grundmodelle können auch ohne Notrufzentrale funktionieren. Wurde diese nicht dazu gebucht, dann wird im Notfall eine Liste mit Angehörigen oder Freunden automatisch abtelefoniert, bis jemand abnimmt, oder die Personen auf der Liste erhalten eine SOS-Benachrichtigung via SMS oder über eine spezielle App.

Natalie Röll

Mitgründerin des Hausnotruf-Anbieters easierLife

Welche technischen Voraussetzungen sind für einen stationären Hausnotruf erforderlich?

Manche Systeme funktionieren über eine Mobilfunkkarte, die vergleichbar ist mit einer SIM-Karte für das Handy. Bei dieser Variante muss die Basisstation lediglich an das Stromnetz angeschlossen werden, ansonsten ist keinerlei technische Infrastruktur nötig. Die Verbindung mit der Notrufzentrale oder einem Angehörigen wird über Mobilfunk hergestellt. Andere Systeme erfordern hingegen auch einen Telefonanschluss.

Welche zusätzlichen Serviceleistungen können Anbieter von Hausnotruf-Systemen anbieten?

Je nach Anbieter kann es ein breites Spektrum an buchbaren Zusatzleistungen geben. Zu den möglichen Extras zählt beispielsweise oft die sogenannte Lebenszeichentaste, die der Senior einmal am Tag betätigt, um zu signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Bleibt der Tastendruck aus, ruft ein Mitarbeiter von der Notrufzentrale an und fragt nach dem Rechten. Alternativ können oft auch regelmäßige Kontrollanrufe durch die Zentrale vereinbart werden, die dann zu festgelegten Zeiten erfolgen. Oder Erinnerungsanrufe für die Medikamenteneinnahme.
Benötigt der Nutzer oder die Nutzerin Hilfe, ohne dass ein Rettungsdienst-Einsatz erforderlich ist, kann anstelle eines Verwandten oder Freundes auch ein Bereitschaftsdienst kommen und helfen. Dieser wird entweder pro Einsatz oder in Form einer monatlichen Gebühr bezahlt.
Beliebt sind zudem auch Sturzmelder. Hierbei wird ein Sturz durch sensorbasierte Erkennungssysteme erfasst, und die Notrufzentrale oder ein Angehöriger erhält automatisch eine Benachrichtigung. Nach dem gleichen Prinzip kann auch ungewohnte Inaktivität registriert und gemeldet werden – wenn beispielsweise der Senior an einem Morgen nicht wie üblich in die Küche geht, um sich Frühstück und Tee zu machen.

Was passiert, wenn der Strom ausfällt?

Moderne Hausnotrufgeräte verfügen in der Regel über einen Akku, mit dem eine Lücke in der Stromversorgung überbrückt werden kann. Das gilt in jedem Fall für alle Systeme, die im Hilfsmittelverzeichnis der Kassen gelistet sind. Die Akkulaufzeit beträgt meist zwischen 10 und 48 Stunden. Bei Stromausfall wird zudem automatisch eine Benachrichtigung an die Zentrale oder an einen Angehörigen gesendet.

Darüber hinaus kontrollieren die Geräte in regelmäßigen Zeitabständen ihre eigene Funktionsfähigkeit. Ältere Gerätegenerationen machen dies einmal wöchentlich, neuere wesentlich häufiger – manche sogar im Abstand von wenigen Minuten. In den automatischen Selbsttests wird beispielsweise die Funkverbindung zwischen Notrufgerät und Basisstation oder die Sensorik des Sturzmelders überprüft.

Eignen sich Hausnotruf-Systeme auch für Menschen mit Demenz?

Es kommt darauf an, wie fortgeschritten die Erkrankung ist. Hier muss man sich die Frage stellen: Wird die demenziell veränderte Person verstehen, dass sie in einer Notfallsituation Hilfe über das Notrufgerät anfordern kann? Ist dies nicht der Fall, macht ein Notrufknopf keinen Sinn. Ein sensorbasiertes Sturz- oder Bewegungserkennungs-System ist hingegen immer zu empfehlen. Damit erhält die Notrufzentrale oder ein Angehöriger eine Benachrichtigung, wenn der demenzerkrankte Mensch etwa stürzt oder am Morgen das Bett nicht verlässt.

Mobile Notrufgeräte verfügen – wie bereits erwähnt – über eine GPS-Funktion, was bei Demenz ebenfalls sehr hilfreich sein kann. Die demenziell veränderte Person kann geortet werden, wenn sie beispielsweise das Haus verlässt und nicht mehr zurückfindet. 

Welche Kosten entstehen durch Hausnotruf-Systeme?

Die Kosten für einen Hausnotruf setzen sich zusammen aus dem Basistarif und den Preisen der dazu gebuchten Zusatzleistungen. Die anfallenden Beiträge werden monatlich entrichtet. Manche Anbieter berechnen zudem einmalig eine Anschlussgebühr.

Das Basispaket der meisten Anbieter, das nur die Basisstation und das Notrufgerät beinhaltet, kostet mittlerweile 23 Euro. Mit genau diesem Betrag bezuschusst die Pflegekasse die Nutzung von Hausnotruf-Systemen. Der Kassenzuschuss ist allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen erhältlich. Neben dem Vorliegen eines Pflegegrads zählt beispielsweis dazu, dass der oder die Betroffene allein lebt oder zumindest die meiste Zeit des Tages allein verbringt. Eine Bewilligung ist zudem auch dann möglich, wenn aufgrund einer Grunderkrankung jederzeit mit einer Notfallsituation zu rechnen ist.

Worauf ist bei einem Vertragsabschluss zu achten?

Der wichtigste Punkt im Vertrag ist die Kündigungsfrist. Diese kann von Anbieter zu Anbieter deutlich variieren und bewegt sich in der Regel zwischen einem Monat und einem Jahr. Bei längeren Laufzeiten muss man sich die Frage stellen, ob man sich auch wirklich langfristig an den entsprechenden Anbieter binden möchte. Idealerweise gibt es auch ein Sonderkündigungsrecht, dass es dem Nutzer erlaubt, seinen Vertrag aufzulösen, wenn er beispielsweise in ein Pflegeheim umzieht.

Wo kann ich mich zum Thema Hausnotruf beraten lassen?

Neutrale Beratung kann man etwa in Seniorenbüros oder Pflegestützpunkten erhalten. Zudem können sich Interessenten natürlich auch an die Anbieter wenden und Fragen stellen. Wichtig ist, dass man sich von Anfang an beim jeweiligen Anbieter gut beraten und aufgehoben fühlt. Denn bereits die Beratungssituation am Anfang lässt darauf schließen, wie engagiert, freundlich und kompetent der Kundenservice ist. Allein schon weil man es bei einem Hausnotruf mit technischen Geräten zu tun hat, sollte man sich auf einen guten Support verlassen können, wenn man mal eine Frage hat.

Tipp Icon

Der Tipp der Expertin:

Bei der Wahl eines Hausnotruf-Anbieters sollte man sich die buchbaren Zusatzleistungen genau anschauen und dabei auch an die Zukunft denken. Was jetzt vielleicht noch nicht nötig erscheint, könnte irgendwann einmal sehr sinnvoll werden – etwa Sturzerkennung, Erinnerung an die Medikamenteneinnahme oder Ortungsfunktion. Sind derlei Extras im Portfolio des eigenen Anbieters enthalten, muss man diesen nicht eventuell wechseln, wenn sich die eigene gesundheitliche Situation ändert.

Weiterführende Infos: Eine Auswahl an Top-Anbietern von Hausnotruf-Systemen finden Sie hier. Weitere Informationen zum Thema Hausnotruf gibt es in unserem Experteninterview „Hausnotruf für mehr Sicherheit im Alltag“ aus dem Themenmonat August 2020. Tipps und Hinweise, wie Sie Ihr Zuhause durch Technik sicherer gestalten, finden Sie zudem auch in unserem Experteninterview „Sorglos wohnen mithilfe von Technik“.

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