Pflegebegleitung: Anleitung und Tipps im Pflegealltag

Wer die Pflege eines Angehörigen, Freundes oder Nachbarn übernimmt, muss zunächst einmal lernen, wie Pflege überhaupt geht. Viele Fragen stehen anfangs im Raum. Welche Pflegehandgriffe sollte ich können? Was für Pflegehilfsmittel kommen infrage? Welche professionelle Hilfe ist möglich und wie lässt sie sich finanzieren? Um sich all das nötige theoretische und praktische Wissen anzueignen, können Pflegepersonen neben einer ausführlichen Beratung – zum Beispiel in einem Pflegestützpunkt – und dem Absolvieren eines Pflegekurses auch sogenannte Pflegebegleitung in Anspruch nehmen.

Pflegebegleiterinnen und -begleiter sind ehrenamtliche Helfer, die Pflegepersonen beratend und unterstützend zur Seite stehen. Was genau zu ihren Aufgaben gehört, welche Qualifizierung sie haben und wo sie zu finden sind, erfahren wir von Anna Wischnewski, Sprecherin des Netzwerks Pflegebegleitung auf Landesebene Nordrhein-Westfalen.

Frau Wischnewski, welche Aufgaben haben Pflegebegleiterinnen und -begleiter?

Pflegebegleiterinnen und -begleiter unterstützen Pflegepersonen, indem sie diese anleiten und ihnen Wissen und Kompetenzen vermitteln. Sie zeigen Betroffenen, wie Pflege funktioniert, geben ihnen Tipps und helfen etwa beim Ausfüllen von Anträgen. Zudem haben sie ein offenes Ohr für die Pflegenden, wenn diese mal über ihre seelische Belastung sprechen möchten. Pflegebegleiter übernehmen allerdings keine Pflegeaufgaben. Sie sind ausschließlich dazu da, um Betroffene empathisch durch den schwierigen Pflegealltag zu begleiten und mit Wissen und Rat zur Seite zu stehen.
Die Pflegebegleitung ist für die Pflegeperson komplett kostenfrei.

Anna Wischnewski

Sprecherin des Netzwerks Pflegebegleitung auf Landesebene Nordrhein-Westfalen

Haben Pflegebegleiterinnen und -begleiter eine spezielle Ausbildung?

Unsere angehenden Pflegebegleiter erhalten eine Schulung, die aus 40 Unterrichtseinheiten besteht. Ihnen wird vermittelt, was es alles zu beachten gilt, wenn man pflegende Angehörige unterstützt, und wie man mit bestimmten Pflegesituationen umgeht, beispielsweise bei speziellen Erkrankungen. Zu den Lehrinhalten zählt zudem theoretisches Wissen über die Leistungen der Pflegeversicherung, über das Pflegestärkungsgesetz und über allgemeine rechtliche Grundlagen. Die Schulung umfasst aber auch das Thema Selbstsorge. Die Pflegebegleiterinnen und -begleiter sollen schließlich auch auf die eigene Gesundheit achten und sich nicht überlasten. Im Anschluss folgt in der Regel eine Hospitation in einem Seniorenheim oder in einer Alzheimer-Gruppe, wo die Kursteilnehmer praktische Kenntnisse erwerben.
Damit ist es aber nicht getan: Das Wissen und die Kompetenzen der Pflegebegleiter werden immer wieder durch Nachschulungen erweitert.

Wie oft besucht die mit der Pflegebegleitung beauftragte Person den Haushalt der oder des Pflegebedürftigen?

Das ist ganz unterschiedlich und hängt vom Bedarf der Betroffenen ab. Da es sich bei der Pflegebegleitung um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt und das Ganze auf Freiwilligkeit basiert, gibt es keine vertraglichen Festlegungen, wie oft die Besuche stattfinden müssen und welche konkreten Leistungen zu erbringen sind. Je nach Absprache kann die Pflegebegleiterin oder der Pflegebegleiter beispielsweise einmal oder auch an mehreren Tagen in der Woche vorbeikommen. Die regelmäßigen Besuche können etwa ein paar Wochen oder auch mehrere Monate lang stattfinden – prinzipiell sind keine Grenzen gesetzt. Der Bedarf ist sehr individuell: Manchen Pflegepersonen reicht bereits ein einziges Telefongespräch, andere möchten hingegen ein halbes Jahr lang intensiv begleitet werden.

Kommt jedes Mal der gleiche Pflegebegleiter zu Besuch?

Ja, es ist in der Tat immer die gleiche Person, die zu Besuch kommt. Das ist wichtig, denn der Pflegebegleiter und der oder die Pflegende bauen ein Vertrauensverhältnis zueinander auf, das nicht unterbrochen werden sollte. Nur wenn der Pflegebegleiter aus gesundheitlichen oder sonstigen Gründen nicht in der Lage ist, die Besuchstermine wahrzunehmen, springt ein anderer als Ersatz ein. Sonst wird nicht gewechselt.

Wo findet man Angebote im Bereich Pflegebegleitung?

Darüber können beispielsweise Pflegestützpunkte Auskunft geben, denn diese kennen alle lokalen Angebote rund um das Thema Pflege. Ansonsten sind entsprechende Informationen ganz einfach im Internet, beispielsweise auf Seniorenportalen, oder etwa in Seniorenratgebern zu finden. Auf unserer Website sind bundesweit alle Standorte, wo Pflegebegleitung angeboten wird, samt Kontaktdaten gelistet.

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Der Tipp der Expertin

Pflegende Angehörige sollten sich möglichst früh Unterstützung suchen und sich am besten ein Hilfsnetzwerk aus Freunden, Verwandten, Ehrenamtlichen und professionellen Pflegekräften aufbauen. Sie sollten dies nicht erst in Notsituationen tun. Es gibt sehr vielfältige Unterstützungsangebote da draußen.

Weiterführende Infos: Zu Beginn einer Pflegesituation gilt es, sich umfassend beraten zu lassen. Lesen Sie hierzu unseren Artikel zum Thema Pflegeberatung. Für Menschen, die einen Angehörigen, Freund oder Nachbarn zu Hause pflegen, empfiehlt es sich zudem, einen kostenlosen Pflegekurs zu absolvieren. 
Lesen Sie auch unsere Experteninterviews zum Thema pflegende Angehörige aus unserem Themenmonat April 2020.

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