Pflegestützpunkte: kostenlose Rundum-Beratung

Pflegebedürftigkeit eröffnet den Betroffenen oft ein bisher unbeachtetes Problemfeld mit vielen Fragezeichen. Für die meisten von ihnen ist dabei vor allem wichtig, die richtigen Bedingungen für sich zu schaffen, um möglichst lange zu Hause wohnen bleiben zu können. Welche Hilfen es dafür gibt, können die Mitarbeiter der Pflegestützpunkte erklären. Von ihnen erfahren Pflegebedürftige und Angehörige etwa, woher finanzielle Unterstützung kommt, wie die Wohnung an die Bedürfnisse des oder der Hilfebedürftigen angepasst werden kann, welche Hilfsmittel den Alltag erleichtern oder wie pflegende Angehörige entlastet werden können.

Die Beratung ist kostenfrei, unabhängig und verbraucherorientiert. Was sie im Einzelnen umfasst und wie Betroffene die nächstgelegene Beratungsstelle finden, erfahren wir von Gisela Seidel, Leiterin des Pflegestützpunktes Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin.   

Beratung im Pflegestützpunkt

Frau Seidel, was umfasst die Beratung und Unterstützung, die Pflegestützpunkte anbieten?

Pflegebedürftige und Angehörige erhalten Informationen, Beratung und Unterstützung zu allen Fragen rund um Pflege und Alter. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Pflegestützpunktes beraten etwa zum senioren- und pflegegerechten Umbau der Wohnung, holen für die Hilfebedürftigen Kostenvoranschläge ein und verhandeln auch mit den Vermietern. Die Finanzierungsmöglichkeiten werden geklärt, die gesetzlichen Ansprüche werden erörtert und es gibt Unterstützung bei der Antragstellung. Die Pflegebedürftigen werden durch den Dschungel der Hilfeangebote gelotst. Von einer einmaligen Beratung bis hin zu einer längerfristigen Begleitung ist alles möglich. Bei Bedarf kann gegebenenfalls auch die Case-Management-Methode angewendet werden. Dabei analysieren die Beraterinnen und Berater gemeinsam mit den Betroffenen die Ausgangslage, legen Ziele fest, erstellen einen Hilfeplan, koordinieren die Hilfen, überwachen die Umsetzung und bewerten am Ende das Ergebnis.

Gisela Seidel

Leiterin des Pflegestützpunktes Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin

Erhalten pflegende Angehörige Unterstützung für die Vorbereitung und Organisation der häuslichen Pflege?

Ja, das ist Teil der Beratung. Gerade bei der Organisation häuslicher Pflege brauchen Angehörige häufig Unterstützung. Es ist wichtig, zu klären, was nötig ist, wer die Unterstützung bieten kann, welche Ressourcen es in der Familie oder im Freundeskreis gibt und wie die Hilfen am besten aufeinander abgestimmt werden können. Die Beratung zum häuslichen Pflegearrangement kann dabei auch über die pflegerischen Tätigkeiten hinausgehen. Betroffene können etwa auch Informationen und Tipps erhalten, die ehrenamtliche Besuchsdienste, Begleitdienste, Nachbarschaftshelferinnen und -helfer, stationäre Mittagstische, Tanzcafés für Demenzkranke und Ähnliches betreffen.  

Wenn ich als pflegende Ehefrau oder als Ehemann ganz praktische Tipps für zu Hause brauche, zum Beispiel „Wie hebe ich jemanden richtig aus dem Bett?“ oder Ähnliches, wie können Sie mir weiterhelfen?

Wir weisen auf die externen kostenfreien Pflegekurse der Pflegekassen hin. Die Einweisung in Hebe- und Lagerungstechniken am Bett ist im Einzelfall auch zu Hause möglich. Zudem empfehlen wir Selbsthilfegruppen. In ihnen unterstützen sich pflegende Angehörige gegenseitig. 

Vermitteln Pflegestützpunkte auch psychologische Beratungsangebote für pflegende Angehörige?

Ja, es geht bei der häuslichen Pflege ja nicht nur um die Pflegetätigkeit selbst, sondern auch um Themen wie Überforderung, Doppelbelastung durch Pflege und Beruf und möglicherweise Gewalt in der Pflege. Selbsthilfegruppen für pflegende Angehörige, aber auch Beratungsstellen wie „Pflege in Not“ schaffen psychische Entlastung im Pflegealltag.  

Führen die Beraterinnen und Berater eines Pflegestützpunktes auch Hausbesuche durch?

Pflegestützpunkte bieten je nach Bedarf auch Hausbesuche an. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an wenig mobile Menschen. Hausbesuche machen aber auch dann Sinn, wenn Beratung zu wohnumfeldverbessernden Maßnahmen erforderlich ist – zum Beispiel wenn es um die Entfernung der Türschwellen, das Anbringen von Haltegriffen oder den Einbau einer bodengleichen Dusche geht.

Wie finde ich heraus, wo sich der nächstgelegene Pflegestützpunkt befindet?

Hierfür empfehle ich die bundesweite Pflegestützpunkte-Datenbank der gemeinnützigen Stiftung „Zentrum für Qualität in der Pflege“. Die Nutzerinnen und Nutzer geben einfach ihren Wohnort oder ihre Postleitzahl in das Suchfeld ein, setzen ein Häkchen auf „Pflege“ und finden so alle gelisteten Beratungsstellen in ihrer Gegend. Es gibt zudem auch lokale Websites, die Auskunft geben, wie zum Beispiel unsere Seite www.pflegestuetzpunkteberlin.de, wo alle Berliner Pflegestützpunkte zu finden sind. 

Der Tipp der Expertin: Sprechen Sie frühzeitig mit Ihren Angehörigen über das Thema Pflegebedürftigkeit. Das erleichtert ihnen die Organisation. Haben Sie etwa bereits eine Vorsorgevollmacht, mit der Sie im Notfall eine vertraute Person ermächtigen, für Sie zu handeln? Sollten Sie bereits pflegebedürftig sein, lassen Sie sich neutral, unabhängig und verbraucherorientiert zu Ihren Rechten informieren und beraten. 

Weiterführende Informationen: Lesen Sie auch unsere Artikel zu den Themen Pflegeberatung und Pflegestützpunkte sowie unsere Beiträge über „Häusliche Pflege“ und „Pflegebedürftige Menschen versorgen“. Zur Vorbereitung auf eine detaillierte Expertenberatung empfehlen wir Ihnen zudem unsere digitale Pflegeberatung Robin.

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