Professionelle Pflege bei Demenz

In Deutschland sind aktuell etwa 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Die meisten von ihnen werden zu Hause gepflegt und betreut. Die Pflege von demenzerkrankten Menschen stellt für Angehörige eine besondere Herausforderung dar. Schließlich führt die Erkrankung zu einem fortschreitenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten und kann zudem die Persönlichkeit signifikant verändern. Betroffene verlieren zunehmend ihre Selbstständigkeit, bis sie irgendwann rund um die Uhr betreut werden müssen. Spätestens dann wird die Inanspruchnahme professioneller Pflege für die meisten unverzichtbar.  
Für die Angehörigen stellt sich jedoch die Frage, welche Art von Pflegeangeboten für die besonderen Anforderungen ihrer Situation am besten geeignet ist und was es bei der Anbietersuche zu beachten gilt. Nina Basteck, Leiterin der Fachstelle Demenz für die Malteser in Deutschland, klärt auf.  

Pflege bei Demenz

Frau Basteck, worauf sollte man bei der Wahl eines Pflegedienstes für einen Menschen mit Demenz achten?

Es gibt einige Kriterien, auf die man bei der Wahl des Pflegedienstes achten sollte. So sollte man sich beispielsweise erkundigen, ob die Mitarbeiter des Pflegedienstes speziell zum Thema Demenz geschult sind oder ob der Dienst nach den Kriterien des Expertenstandards „Beziehungsgestaltung von Menschen mit Demenz“ arbeitet. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, abzuklären, inwieweit der Dienst eine Kontinuität bezüglich der pflegenden und betreuenden Personen gewährleisten kann. Dies ist in der Pflege von Menschen mit Demenz besonders wichtig, da sie sich nur schwer auf ständig wechselnde Personen einstellen können. 

Nina Basteck

Leiterin der Fachstelle Demenz
Abteilung Soziales Ehrenamt Malteser Hilfsdienst e.V.

Für Menschen mit Demenz ist die vertraute heimische Umgebung besonders wichtig. Sollten sie also nur dann, wenn es wirklich nicht anders geht, in die Obhut eines Pflegeheims übergeben werden?

Natürlich sind gerade für Menschen mit Demenz die vertraute Umgebung und gewohnte Abläufe von großer Bedeutung. Aber wichtig ist auch, dass die Betreuung und Pflege im Sinne des Demenzerkrankten erfolgt. Manchmal ist dies zu Hause nicht mehr möglich. Dies ist etwa dann der Fall, wenn der- oder diejenige sich auch mit ambulanter Unterstützung nicht mehr versorgen kann oder sich selbst durch sein Verhalten gefährdet. Auch muss die Situation der Angehörigen betrachtet werden. Sie kümmern sich oft bis zur Erschöpfung um den Menschen mit Demenz und drohen dann eventuell, selbst krank zu werden. In solchen Situationen kann die Lösung darin bestehen, dass der demenzerkrankte Mensch in ein Heim umzieht.

Ein Heimaufenthalt bedeutet Entlastung für die Angehörigen. Kann er aber auch für die betroffene Person selbst positiv sein? 

Ja, durchaus. Nicht immer ist das Verhältnis zwischen dem Demenzbetroffenen und seinem Angehörigen zwangsläufig ein gutes. Die Beziehung kann sich auch im Verlauf der Demenzerkrankung verändern und gegebenenfalls verschlechtern. Die sich verändernde Persönlichkeit stellt für die Angehörigen eine sehr große und nicht immer zu bewältigende Herausforderung dar. Wenn die Kommunikation und Interaktion zwischen dem Menschen mit Demenz und seinem pflegenden Angehörigen auf Dauer sehr belastet ist, so spürt dies der Demenzbetroffene – auch wenn er es vielleicht nicht mehr verbalisieren kann. Der Umzug in ein Heim kann dann dazu beitragen, dass sich beide Seiten wieder entspannter begegnen können. Sie verbringen dann nicht mehr so viel Zeit miteinander wie zuvor, die gemeinsam verbrachte Zeit kann aber positiver als in einer angespannten häuslichen Dauerpflegesituation erlebt werden.

Welche Kriterien sollte ein Pflegeheim erfüllen, damit eine demenzerkrankte Person gut darin aufgehoben ist?

Wichtig für Menschen mit Demenz sind überschaubare Wohneinheiten und klare Strukturen, um sich orientieren zu können. Empfehlenswert sind Einrichtungen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zugeschnittene Wohnbereiche haben. Ein wichtiges Kriterium ist zudem auch hier die Qualifikation des Personals bezüglich der Pflege von demenzerkrankten Menschen sowie die „Haltung“, welche die Einrichtung zum Thema Demenz vertritt. Angehörige sollten gezielt nach den Pflege- und Betreuungskonzepten fragen und sich diese detailliert erklären lassen. 

Der Tipp unserer Expertin: Unabhängig davon, für welche Wohn- oder Pflegeform Sie sich entscheiden: Schauen Sie sich die Dienste und Einrichtungen selbst an. Sprechen Sie mit den Pflegekräften und trauen Sie sich, Fragen zu stellen. Und vor allem: Holen Sie sich rechtzeitig Unterstützung und Beratung. Die Betreuung und Pflege eines Menschen mit Demenz sind sehr anspruchsvolle Aufgaben und Angehörige müssen diese nicht allein bewältigen.  

Weiterführende Infos: Lesen Sie auch unser Dossier zum Thema Demenz sowie unseren Artikel „Pflege bei Demenz“. Wichtige Informationen, Tipps und Hinweise rund um Demenz finden Sie auch in unseren Interviews aus den Themenmonaten Mai 2020 und September 2020.

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