Seniorenreisen: betreuter Urlaub in geselliger Runde

Viele Senioren leben einsam und sehnen sich nach sozialen Kontakten und Abwechslung. Mittlerweile gibt es daher viele Freizeitangebote speziell für betagtere Bürgerinnen und Bürger, wie zum Beispiel Tanzveranstaltungen, Kaffeetreffen und Spieleabende, die etwa von gemeinnützigen Organisationen, Seniorenvereinen und -zentren sowie Kirchengemeinden organisiert werden. Ältere Menschen, die ihren Alltag für eine Weile ganz zurücklassen und gemeinsam mit Gleichgesinnten etwas Spannendes erleben möchten, können zudem auch eine sogenannte Seniorenreise unternehmen.
Seniorenreisen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch wie genau unterscheiden sie sich von konventionellen Reiseangeboten? Eignen sie sich auch für Senioren mit Pflegebedarf? Und was muss man bei der Planung einer Seniorenreise beachten? Diese und weitere Fragen beantwortet uns Holger Kähler, Geschäftsführer von videlis Seniorenreisen e.V. 

Herr Kähler, wie unterscheiden sich Seniorenreisen von konventionellen Reiseangeboten?

Bei Seniorenreisen handelt es sich in der Regel um Reisen in kleinen Gruppen, die ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind. Damit Senioren eine rundum gelungene Reise erleben, ist meist eine umfassende Betreuung erforderlich. Das bedeutet: Wenn bei uns eine Gruppe von 8 bis 12 Senioren verreist, wird sie von drei bis vier Betreuern begleitet. Bei konventionellen Gruppenreisen ist die Situation ganz anders. Da gibt es nur einen Reiseleiter, der für 20 oder 25 Personen da ist.

Im Vorfeld bieten wir stets eine ausführliche Beratung an. Unsere Reisegäste teilen uns dabei mit, welche Wünsche und Vorstellungen sie haben und was ihnen wichtig ist. Dann schauen wir uns gemeinsam an, inwieweit wir das Gewünschte umsetzen können und welches unserer Reiseangebote am besten geeignet ist. 

Prinzipiell sind bei uns auch betreute Einzelreisen möglich. So hatten wir beispielsweise einmal einen Senior, der sich auf die Spuren seiner eigenen Vergangenheit begeben wollte und zusammen mit einer unserer Betreuerinnen in sein altes Heimatdorf gefahren ist.  

Holger Kähler

Geschäftsführer von videlis Seniorenreisen e.V.

Wie darf man sich die Betreuung der Reisegäste vorstellen?

Bei der Betreuung geht es um viele kleine Dinge. Die Betreuerinnen und Betreuer können den Senioren beispielsweise helfen, sich Essen vom Buffet zu holen. Hat ein Reisender vergessen, ein Körperpflegeprodukt mitzunehmen, gehen sie in den Laden für ihn und beschaffen es. Und wenn die Urlauber mit ihrem Rollator vor einer Treppe stehen, dann trägt der Betreuer die Gehhilfe für die betroffene Person nach oben. Sie sind also dazu da, um bei allen möglichen Aufgaben, die von den Reisegästen nur schwer oder gar nicht bewältigt werden können, zu unterstützen. Für viele stellt diese Unterstützung eine Voraussetzung dar, um überhaupt verreisen zu können.  

Eignen sich die Reisen auch für Senioren mit Pflegebedarf?

Grundsätzlich ist es auch für Menschen mit Pflegebedarf kein Problem, mit uns zu verreisen. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Pflege von einem lokalen Dienst am Zielort erbracht oder eine Pflegefachkraft reist mit. Ersteres ist der typische Fall. Die Pflege am Urlaubsort wird ganz normal von der Pflegekasse bezahlt – in der Regel auch dann, wenn sie im EU-Ausland erbracht wird. Und sollte sich die Kasse doch einmal weigern, die Pflegemaßnahmen vor Ort zu bezahlen – etwa bei einem „exotischeren“ Reiseziel –, gibt es prinzipiell immer noch die Möglichkeit, die Kosten selbst zu tragen. In einem solchen Fall müssten Betroffene für sich abwägen, ob sich das lohnt. 

Wie teuer sind die von Ihnen angebotenen Seniorenreisen?

Unsere Reisen könnten auf den ersten Blick nicht ganz günstig erscheinen. Aber man muss bedenken, dass es sich um All-inclusive-Angebote handelt. Das bedeutet, Unterkunft, Verpflegung und Betreuung sind im Preis enthalten. Die Reisenden müssten am Zielort nur dann in die eigene Tasche greifen, wenn sie etwa zum Friseur wollen. Somit sind unsere Reiseangebote insgesamt recht preiswert. 

Die Höhe unserer Preise hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen beispielsweise das Reiseziel, die Größe der Reisegruppe sowie der Wohnort des Reisenden, wenn er von seiner Haustür abgeholt werden möchte.  

Welche Reiseziele und Urlaubsarten sind bei Ihrer Zielgruppe besonders beliebt?

Am beliebtesten bei unseren Gästen sind unsere Donau-Kreuzfahrten. Hierbei ist die gesamte Reisestrecke, welche die Fahrten mit unserem barrierefreien Reisebus sowie die Schiffsfahrt selbst umfasst, rollstuhlgerecht. Ansonsten erfreuen sich insbesondere Städtereisen – zum Beispiel unsere ebenfalls komplett rollstuhlgerechte Reise nach Hamburg mit Stadtrundfahrt und Konzertbesuch in der Elbphilharmonie – sowie regionale Reisen, zum Beispiel zum Schwarzwald, ins Allgäu oder an die Ostsee, großer Beliebtheit.

Für viele unserer Gäste ist aber das Reiseziel gar nicht das Entscheidende. Was zählt, ist vor allem, dass sie überhaupt einmal die Möglichkeit haben, ihrer täglichen Routine zu entfliehen, mit anderen Menschen zusammenzukommen und der Einsamkeit zumindest für eine Weile den Rücken zu kehren. Es geht dabei in erster Linie um Geselligkeit und Tapetenwechsel.  
 

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Der Tipp des Experten

Es ist ganz wichtig, im Vorfeld genau zu prüfen, ob das Reiseangebot auch wirklich zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen passt. Sonst kann es passieren, dass unerwartete Probleme auftreten, Vorstellungen nicht erfüllt werden und es zu Enttäuschungserlebnissen kommt. Gegebenenfalls muss zum Beispiel abgeklärt werden, ob die Reisestrecke komplett rollstuhlgerecht ist oder ob ein Pflegedienst vor Ort die Pflege übernehmen kann. Man sollte sich am besten eine Liste erstellen und diese Punkt für Punkt gemeinsam mit dem Reiseveranstalter durchgehen.

Weiterführende Infos: Lesen Sie auch unseren Artikel „Gemeinsamer Urlaub für Pflegebedürftige und Angehörige“ sowie unser Experteninterview „Urlaub für pflegende Angehörige“. 

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