Smarthome: Komfort und Sicherheit im Alter

Smarte Haustechnik soll Wohnen künftig immer komfortabler, sicherer und energieeffizienter machen. Entsprechende Produkte, wie zum Beispiel Lösungen aus dem Bereich Ambient-Assisted-Living, automatisieren Abläufe im Haushalt und entlasten dadurch die Bewohnerinnen und Bewohner. Sie erhöhen damit die allgemeine Wohnqualität und verhelfen zudem älteren Menschen zu einem selbstständigeren und selbstbestimmteren Leben in den eigenen vier Wänden. Immer mehr Seniorinnen und Senioren möchten daher ihr Zuhause in ein Smarthome verwandeln. 

Doch wie genau funktioniert das? Welche Möglichkeiten gibt es? Wo kann man sich beraten lassen? Und was genau steckt überhaupt hinter Bezeichnungen wie „Smarthome“, „Smart-Living“ oder „Ambient-Assisted-Living“? Diese und weitere Fragen beantwortet uns Christopher Strobel, Geschäftsführer der IT-Firma CS-Consulting und Smarthome-Experte.  

Herr Strobel, was genau bedeuten die Begriffe „Smarthome“ und „Ambient Assisted Living (AAL)“?

„Smarthome“ bezeichnet Wohnungen und Häuser, die mit automatisierender und vernetzender Technik ausgestattet sind. Smarthome-Lösungen erhöhen zum einen den Wohnkomfort und die Sicherheit, zum anderen senken sie den Energieverbrauch. Letzteres wird etwa dadurch erreicht, dass sich individuelle Raumtemperaturregelungen einstellen lassen und dass die Heizungsanlage bei Abwesenheit automatisch herunterfährt.

Ambient Assisted Living (AAL) ist ein Teilbereich der Smarthome-Technologien. Es geht dabei um Systeme, welche die Verrichtung alltäglicher Aufgaben erleichtern und für eine erhöhte Sicherheit sorgen. Das können beispielsweise Bewegungsmelder zum Schutz vor Einbrüchen, Sturzmelder oder per Sprachbefehl steuerbare Rollläden sein. Ein Klassiker ist hier auch schlüssellose Türöffnung mit Fingerabdruck sowie die smarte Video-Türklingel, mit der der Nutzer auf dem Bildschirm seines Smartphones oder Tablets sehen kann, wer vor der Tür steht. Derlei Sicherheits- und Komforttechnologien können gerade für ältere und bewegungseingeschränkte Menschen ein Segen sein. Die einzelnen Smarthome-Komponenten sind in der Regel über das heimische WLAN miteinander vernetzt und lassen sich bequem über mobile Geräte steuern. 

Christopher Strobel

Geschäftsführer der IT-Firma CS-Consulting

Welche AAL-Systeme empfehlen Sie für ältere Menschen?

Neben den bereits genannten Beispielen können etwa auch Möbel und Schränke, die sich per Fernsteuerung in der Höhe verstellen lassen, für viel Entlastung im Alltag älterer Menschen sorgen. Die Steuerung kann per Sprachbefehl oder auch über ein Steuergerät – meist das eigene Smartphone – erfolgen. Es gibt übrigens auch intelligente Toiletten, deren Sitzhöhe sich auf diese Weise verstellen lässt. Sie sind etwa dann sehr hilfreich, wenn mehrere unterschiedlich große Personen mit Bewegungseinschränkung im gleichen Haushalt leben.

Wo kann ich mich beraten lassen, wenn ich mein Zuhause mit smarter Technik ausstatten möchte?

Vereinzelt gibt es Allround-Berater in Sachen Smarthome, aber in der Regel arbeiten diese im Hintergrund mit Herstellern zusammen und berechnen nicht selten Preisaufschläge – sie sind also nicht unbedingt unabhängig. Für eine wirklich neutrale Beratung sollten sich Interessenten an einen Architekten, einen Heizungs- oder einen Elektroinstallateur wenden – je nach gewünschter Ausstattung. Der Fachmann kümmert sich dann auch um die Installation und Einrichtung der Systeme. Zu beachten ist aber, dass sich das eigene Zuhause möglicherweise nur bedingt in ein Smarthome verwandeln lässt. Insbesondere in Altbauwohnungen können bestimmte Smarthome-Konzepte oft nicht ohne Weiteres umgesetzt werden. Bei Neubauwohnungen wird dagegen eine Smartausstattung oft bereits beim Bau mitgeplant – damit sind dann die nötigen Leitungen für Stromführungen und zum Beispiel sogenannte KNX-Systeme in den Wänden vorhanden.

Es gibt aber auch viele einfache Smart-Lösungen, wie etwa intelligente Steckdosen oder Sensorleuchten, für die keine besonderen Voraussetzungen nötig sind. Das sind sogenannte Plug-and-Play-Systeme. Der Nutzer kann sie meist schnell und problemlos allein installieren, indem er die beigefügte Anleitung befolgt. 

Lassen sich AAL-Systeme von der Krankenkasse erstatten?

Es gibt mittlerweile einige wenige Krankenkassen, die AAL-Lösungen – wie etwa eine Klingelmatte für nachtaktive Demenzerkrankte – bezahlen, auch wenn diese noch nicht als Regelleistungen geführt werden. Die Erstattung erfolgt aber nur dann, wenn die entsprechende Lösung als Hilfsmittel anerkannt wird. Es handelt sich dabei um Einzelfallentscheidungen. Voraussetzung ist eine ärztliche Verordnung.

In manchen Fällen ist es auch möglich, Umbaufördermittel der Pflegekasse für die Finanzierung eines AAL-Systems einzusetzen – zum Beispiel für den Einbau einer Toilette oder eines Waschtisches mit elektrischer Höhenverstellung im Rahmen eines barrierefreien Badezimmerumbaus. Betroffene müssen allerdings nachweisen, dass das AAL-System zur Barrierefreiheit beiträgt. Manchmal ist es Verhandlungssache.  

Welche Datenschutzrisiken können bei Smarthome-Ausstattungen bestehen?

Wer die Produkte deutscher beziehungsweise europäischer oder amerikanischer Anbieter nutzt, geht keine Risiken hinsichtlich des Datenschutzes ein. Bedenken gibt es nur bei Lösungen aus Ländern mit laxeren Datenschutzbestimmungen, wie etwa China.

Datenlecks können ansonsten nur durch „menschliches Versagen“ entstehen, also wenn man etwa ein viel zu einfaches WLAN-Passwort wählt. Das macht es Cyberkriminellen leicht, sich in das System einzuhacken und die Kontrolle zu übernehmen. Wer aber komplexere Passwörter wählt und prinzipiell vorsichtig in der digitalen Welt agiert, hat nichts zu befürchten. Für die Installation eines Smarthome-Netzwerks müssen Nutzer weniger persönliche Daten preisgeben, als sie es oft im Internet zur Registrierung auf Plattformen und Portalen tun müssen.  

Ein Blick in die Zukunft: Ist es vorstellbar, dass Innovationen und Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Smarthome-Technologien das Pflegesystem irgendwann einmal signifikant entlasten werden?

Smarthome-Systeme können die Notwenigkeit eines Heimumzugs hinauszögern. Aber auch wenn die Systeme in Zukunft immer besser und ausgereifter werden: Eine große Entlastung für die deutsche Pflege sollte man sich von ihnen nicht erhoffen. Zum einen muss man bedenken, dass Smarthome-Ausstattungen teuer sind. Würden die Kassen die entsprechenden Komfort- und Sicherheitssysteme mitbezahlen, blieben weniger Mittel für die pflegerische Versorgung. Das würde sich also nicht unbedingt rechnen. Zum anderen darf man nicht vergessen, dass AAL-Lösungen die helfende Hand eines pflegenden Angehörigen oder einer professionellen Pflegekraft nicht ersetzen können.

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Der Tipp des Experten

Wenn Sie Ihr Zuhause in ein Smarthome verwandeln möchten, dann lassen Sie sich von unabhängigen Fachleuten beraten – also von einem Architekten, einem Heizungs- oder einem Elektroinstallateur. Seien Sie vorsichtig bei Beratern, die einseitig mit Anbietern von Smart-Lösungen zusammenarbeiten.

Weiterführende Infos: Bewährte Hausnotruf-Anbieter finden Sie in unserem Hilfsmittelportal. Dort gibt es auch weitere intelligente Technik für das Zuhause, wie zum Beispiel smarte Türklingeln oder Aufstehsessel (unter „Aufstehhilfen“).
Weitere Informationen, Hinweise und Tipps zum Thema smarte Haustechnik finden Sie auch in unseren Artikeln „Ambient Assisted Living (AAL)“ und „Robotik“ (Hilfe im Haushalt durch Saug-, Wisch- und Fensterputzroboter). Lesen Sie auch unsere Experten-Interviews „Sorglos Wohnen mithilfe von Technik“ und „Technische Hilfen für die Sturzerkennung und -prophylaxe“.

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