mitDemenzleben Folge 7 – Tipps für die Advents- und Weihnachtszeit

Hallo, ich bin Sophie Rosentreter und dies ist mein Videoblog mitDemenzleben.

Ich möchte heute über die Adventszeit, über die Vorweihnachtszeit und die Weihnachtszeit selbst sprechen. 
Diese Zeit ist eine wunderbare Gelegenheit, um Menschen mit Demenz auf der Gefühlsebene zu erreichen.

All die Erinnerungen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert sind, sind jetzt wieder wunderbar hervorrufbar. Am besten tun wir das über die Sinne: der Weihnachtsduft, der durch die Wohnung schwebt, das gemeinsame Lied, das gesungen wird und der Geschmack eines Lebkuchens – all das erinnert mich an früher, gibt mir Halt, gibt mir Hoffnung und gibt mir auch ein Stück weit Geborgenheit.

Man darf natürlich nicht mit Reizen überfluten. Die wunderbare Dekoration, die Sie hier sehen, ist für einige Menschen mit Demenz schon zu viel. Ich habe es erlebt, wie wir in einer Tagespflege ganz viel Dekoration ausgelegt haben und ein Mann sich an der Mandarinenschale bedient und sie runtergeschluckt hat. Wir mussten einen Krankenwagen rufen und der Mann wäre fast erstickt. Insofern: Weniger ist mehr! Das gilt natürlich auch für Lieder, also Reizüberflutung rund um das Hören. Nicht zu viel Musik, nicht noch das Radio, der Fernseher und dann noch selbst das Lied singen, das wird zu viel. So werde ich vielleicht auch mal aggressiv oder ziehe mich zurück.

Auch zu viele Personen sind eigentlich nicht geeignet – diese Zeit ist ja sowieso nicht für zu viele Personen geeignet, ein Vorteil.

Ich möchte Ihnen erzählen, was Sie alles gemeinsam in dieser Adventszeit machen können:
Basteln Sie! Es gibt ganz viele tolle Bastelvorlagen für Menschen mit Demenz im Internet. Die finden Sie bei einer kleinen Recherche. Sie können den Adventskranz gemeinsam gestalten, auch gemeinsam eine Kerze anzünden, das weckt Erinnerungen und gibt ein Gefühl von Geborgenheit. Kekse zusammen backen, das Lebkuchenhaus zusammen schmücken, generell die Wohnung schmücken und den Baum natürlich auch. 
Lesen Sie gemeinsam Geschichten, oder lesen Sie diese vor. Es gibt auch wunderbare Geschichten für Menschen mit Demenz, oder Mitmachgedichte.
Ich werde am Ende eines vorführen.

Gemeinsames Liedersingen ist wichtig in dieser Zeit, Fotos von früher anschauen. Märchenfilme schauen! Es gibt ganz tolle Fernsehprogramme – ausgewählt – dann nur diesen Film wirklich schauen und möglichst ohne Werbung!
Oder es gibt auch Filme für Menschen mit Demenz. Wir haben einen Film gemacht, wo Prominente Geschichten vorlesen. Sowas kann wunderbar funktionieren. Natürlich auch die Kirchenmusik, der Gottesdienst und da finden Sie was im Fernsehprogramm, oder Sie finden auch viel im Netz.

Zum Weihnachtsfest: wenn ich allein an die Weihnachtsglocke denke, ah, da geht bei mir innerlich schon ein riesengroßes Fenster auf und ich sehe mich mit meinen Eltern und meiner Großmutter im Wohnzimmer stehen und wir starren alle den Weihnachtsbaum voller Glückseligkeit an.
Machen Sie den typischen Weihnachtsspaziergang. Und auch da wieder das gemeinsame Liedersingen, die Gedichte, die Märchen von früher.
Weihnachtsgeschenke – was kann ich schenken?

Wunderbar ist ein Parfum von früher, das ich immer selber getragen habe und jetzt kann ich mich selber wieder riechen, bzw. all die Erinnerungen wiederholen über diesen Duft. Die Bodylotion oder die Seife.
Gut funktioniert auch ein Fotoalbum aus der Region des Menschen mit Demenz, wo er früher gewohnt hat. Oder Fotos von Angehörigen.

Es gibt aber mittlerweile tolle Geschenke, die Sie bestellen können und wo Sie dann keine Arbeit haben. Da gibt es Memory für Menschen mit Demenz. Es gibt Spiele für Menschen mit Demenz. Bingo funktioniert auch gut. Es gibt Bücher, die dir etwas vorsingen. Es gibt Kochbücher für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden An- und Zugehörigen.

Bei fortgeschrittener Demenz würde ich eher über die Haptik gehen. Nesteldecken oder Muffs für Menschen mit Demenz bestellen oder Selbermachen. Und ja, auch eine Puppe oder Kuscheltier kann wunderbar mein Herz öffnen und mir Freude schenken.

Jetzt noch ein Reim, den Sie dann vervollständigen können, oder der Menschen mit Demenz dann vervollständigen kann.
Ich gebe ein Bespiel und dann können Sie sowas auch recherchieren und bestellen, oder ausdrucken.

Das Christkind steht vor der Tür
Ich wollte euch sagen: Es ist Advent
Und am Kranz ein Lichtlein… brennt
Im Walde auf den Tannenspitzen
sieht man schon leuchtende… Lichtlein sitzen
Auf den Straßen sieht jedes Haus
jetzt geschmückt und festlich… aus

Richtig. Loben hilft. Das tut mir gut und das gibt eine Art von Wertschätzung, ja ich kann noch was. 

Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit.
Unter diesen wirklich schwierigen Umständen. Machen Sie das Beste draus und lassen Sie die Probleme und die Hektik des Alltags vor der Tür.