Rollatoren: bequem und sicher unterwegs

Fällt das Gehen aufgrund von Alter, Unfall oder Erkrankung schwer, sind Betroffene oft auf Gehhilfen angewiesen. Welche Gehhilfe am besten für die eigene Situation geeignet ist, hängt von der Art und dem Grad der Mobilitätseinschränkung ab. Zu den gängigsten Hilfsmitteln für Menschen mit Gehschwäche zählen der klassische Gehstock, Unterarmgehstützen, Gehgestelle und Rollatoren. Rollatoren wurden Ende der 1970er Jahre in Schweden erfunden und gehören heute auch in Deutschland zu den beliebtesten „Alltagsbegleitern“ von Senioren, denn sie bieten besonders viel Sturzsicherheit und Komfort. Doch sie sind teuer und nicht ganz so unkompliziert in der Nutzung wie andere Gehhilfen. 
Für Interessenten stellen sich daher einige Fragen, wie zum Beispiel: Kann ich mir die Kosten für einen Rollator von der Kasse erstatten lassen? Wer zeigt mir, wie ich den Rollator richtig einstelle und nutze? Und wie weiß ich, welches Modell das richtige für mich ist? VDK-Hilfsmittelberaterin Christine Gaszczyk gibt Antworten und Tipps. 

Rollator

Frau Gaszczyk, welche Vor- und Nachteile haben Rollatoren gegenüber anderen Gehhilfen wie Gehstöcken oder Unterarmgehstützen?

Gehstock und Unterarmgehstützen – umgangssprachlich als „Krücken“ bezeichnet – sind bewährte Hilfsmittel zum Ausgleich von Gehunsicherheit. Sie unterstützen einen sicheren Gang und damit den Erhalt der Bewegungsfähigkeit. Das können Rollatoren auch. Mit ihnen lässt sich aber darüber hinaus noch fehlende Kraft und Balance ausgleichen sowie trainieren. Weitere Vorteile eines Rollators sind: Er hilft, längere Strecken zu bewältigen, und kann zudem als Sitzgelegenheit oder als Transporthilfe für Einkäufe dienen. Außerdem spielt der psychologische Nutzen eine große Rolle: Der Rollator erhöht das Sicherheitsgefühl; man kann sich im öffentlichen Raum Abstand verschaffen und signalisieren, dass man besondere Rücksichtnahme benötigt.

Zu den wenigen Nachteilen eines Rollators zählt: Der hohe Gehkomfort kann so weit führen, dass die Nutzerinnen und Nutzer regelrecht verlernen, ohne Rollator zu gehen. Sie verlassen sich nur noch auf den Rollator und verlieren das Gespür für ihren Körper mit seinen verbliebenen Fähigkeiten. Zudem sind Rollatoren auf holprigem Gelände, beispielsweise in der Natur, kaum oder gar nicht nutzbar. Oft spricht daher nichts dagegen, neben dem Rollator auch weitere Gehhilfen zu besitzen und abwechselnd zu benutzen – je nachdem, was man vorhat und wo man hingehen will. 

Christine Gaszczyk

VDK-Hilfsmittelberaterin

Wie weiß ich, welcher Rollator der richtige für mich ist?

Zunächst einmal stellt sich hier die Frage, wo der Rollator eingesetzt werden soll. Rollatoren, die vornehmlich für die Nutzung in der Wohnung gedacht sind, kommen schmaler daher, damit sie bequem durch Türen oder enge Durchgänge geschoben werden können. Sie bieten keine Sitzfläche, da diese im eigenen Zuhause nicht nötig ist, stattdessen verfügen sie über ein großes Tablett, auf dem beispielsweise Essen oder Getränke transportiert werden können. Bei Outdoor-Rollatoren ist es wichtig, dass sie über große und weiche Räder verfügen, die beim Fahren auf unebenem Untergrund angenehm abfedern und Hindernisse wie Bordsteine oder Äste leichter bewältigen. Gefederte Rahmen sind hier auch immer ein Plus.

Eine wichtige Rolle spielt auch das Gewicht. Es sollte nicht zu hoch sein, damit der Nutzer oder die Nutzerin keine Schwierigkeit hat, den Rollator – wenn nötig – anzuheben. Manche Modelle lassen sich zudem zusammenfalten (Quer- oder Längsfaltermodelle). Etwas, was gerade bei kleineren Wohnungen ohne viel Platz zum Abstellen sehr praktisch ist. Zu den möglichen Extras zählen ein Tablett, ein Korb oder ein Rückengurt, der das Sitzen bequemer und sicherer macht. 

Relativ neu ist der sogenannte Hybrid-Rollator – ein Rollator, der zum Rollstuhl umgebaut werden kann. Dieser ist aber weniger für den täglichen Gebrauch als viel mehr für Unternehmungen gedacht, bei denen absehbar ist, dass der Nutzer oder die Nutzerin nach einiger Zeit überfordert sein wird und dann geschoben werden muss. 

Wo erhalte ich Beratung zum Thema Rollatoren?

Beratung erhält man am besten von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt beziehungsweise der Physiotherapeutin oder dem Physiotherapeuten – nur sie oder er kann Bewegungseinschränkungen und gegebenenfalls weitere Faktoren wie etwa Arthrose in den Händen oder Halbseitenlähmung aus medizinischer Sicht beurteilen. Auch in einem Pflegestützpunkt kann man Informationen und Tipps zum Thema Rollatoren bekommen.  
Des Weiteren beraten auch die Sanitätshäuser zu den Modellen, die sie anbieten – allerdings kann man da nicht immer davon ausgehen, dass die Beratung anbieterneutral erfolgt. Idealerweise kann man sich auch an ein Hilfsmittelzentrum mit Hilfsmittelverleih wenden und verschiedene Modelle testen.  

Kann ich mir die Kosten für den Rollator von der Krankenkasse erstatten lassen?

Ein Rollator kann mit einer ärztlichen Verordnung bei der Krankenkasse beantragt werden. Auf dem Rezept sollten neben der Hauptdiagnose auch alle weiteren relevanten Einschränkungen zu finden sein, um das beantragte Modell, das sich daraus ergibt, zu begründen. Leichtgewichts-Rollatoren gibt es nur bei bestimmten Einschränkungen, zum Beispiel Muskelschwäche oder schwerer Atemnot. Allerdings ist zu beachten, dass die Krankenkassen Vertragspartner haben, die die Versorgung übernehmen und die nicht immer auch das gewünschte Modell anbieten. Man bekommt dann ein gleichartiges Produkt. Bei mehreren Vertragspartnern kann man zwischen diesen wählen. Der Vertragspartner erhält von der Krankenkasse eine Versorgungspauschale und ist auch für die Wartung und Reparatur zuständig. 

Worin unterscheiden sich die Standardmodelle, deren Kosten von der Kasse übernommen werden, von anderen Modellen?

In den Tests der Stiftung Warentest von 2019 schnitten Standard-Rollatoren im Vergleich zu Leichtgewichts-Rollatoren in mehreren wichtigen Bereichen schlechter ab – zum Beispiel beim Fahren auf unebenen Flächen oder beim Überwinden von Hindernissen. Letzteres hängt auch damit zusammen, dass Standardmodelle meist keine Ankipphilfe zum Überwinden von Bordsteinen oder kleineren Stufen haben. Auch bei der Benutzung der Bremsen, der Anpassbarkeit der Handgriffe oder den Extras schnitten die Standard-Rollatoren schlecht ab. Meistens haben sie zudem Luftreifen, die nicht pannensicher sind und regelmäßig aufgepumpt werden müssen. Des Weiteren sind Standardmodelle deutlich schwerer, da ihr Gestell aus Stahl besteht – der Leichteste im Test wiegt rund neun Kilogramm –, und sie lassen sich mühsamer zusammenfalten; zusammengeklappt stehen sie nicht von allein. Trotzdem gilt: Für jemanden mit nur einer leichten Gangunsicherheit und mit Kraft in Armen und Beinen eignet sich auch ein Standardmodell.

Was ist, wenn ich einen höherwertigen Rollator und kein Standardmodell von der Kasse haben möchte?

Ist der Wunschrollator teurer als das von der Kasse bewilligte Modell, muss man die Mehrkosten selbst bezahlen. Von der Kasse erhält man in der Regel so viel Zuschuss, wie der bewilligte Rollator kostet. Übrigens: Der Rollator sollte weiter Eigentum der Kasse bleiben, auch wenn man selbst unter Umständen eine hohe Summe zugezahlt hat, denn sonst muss man die Wartung und Reparatur selbst bezahlen. 

Wer zeigt mir, wie ich den Rollator richtig einstelle und nutze?

Der Leistungserbringer, von dem der oder die Versicherte den Rollator erhält, kümmert sich auch um die individuelle Einstellung – dazu ist er verpflichtet und wird auch dafür von der Kasse bezahlt. Dazu gehört beispielsweise, die Handgriffe auf die richtige Höhe einzustellen und gegebenenfalls den Rückengurt zu befestigen. Zudem wird den Betroffenen gezeigt, wie die Bremse und gegebenenfalls die Ankipphilfe funktionieren. Bei Faltmodellen wird darüber hinaus noch vorgeführt, wie man den Rollator zusammenklappt.

Bei der Übergabe sollte der oder die Betroffene unbedingt eine Proberunde drehen und dabei zum Beispiel über eine Türschwelle gehen, um das Lenken und Manövrieren auszuprobieren und die Bremse zu testen. Beim Gehen muss die Körperhaltung aufrecht sein und man muss „im“ Rollator gehen, nicht den Rollator voranschieben. Beim Stehen befinden sich die Knöchel ungefähr auf Höhe der Hinterräder. 

Für Rollatornutzerinnen und -nutzer werden sogar Rollatorkurse angeboten. Sind diese wirklich nötig?

Ein Rollatorkurs ist auf jeden Fall zu empfehlen – insbesondere bei den Verkehrsbetrieben, wenn man mit dem Rollator öffentliche Verkehrsmittel nutzen will. Weitere Anbieter können Seniorenverbände, Mobilitätshilfedienste, Hilfsmittelzentren oder die Deutsche Verkehrswacht sein. Die Kursteilnehmer lernen unter anderem, wie man Hürden und Hindernisse bewältigt und die Bremse richtig nutzt – es werden Tipps und Kniffe vermittelt. Am Ende erhält man einen Rollator-Führerschein. 
Bei großer Unsicherheit kann man sich auch einige Stunden Physiotherapie verordnen lassen, um den Umgang mit dem Rollator zu erlernen. Dies wird jedoch nicht immer bewilligt – es handelt sich um Einzelfallentscheidung der Krankenkasse. Auch der Arzt, der eine solche Verordnung ausstellt, kann – wie schon erwähnt – Beratung anbieten.  

Weiterführende Infos: Hochwertige Rollatoren finden Sie hier. Lesen Sie auch unsere Experteninterviews zum Thema Sturzprophylaxe. Schauen Sie sich zudem in unserem Bereich „Barrierefrei im eigenen Zuhause“ um, wenn Sie Ihr häusliches Umfeld altersgerecht umbauen möchten.

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