Der Markt für Service-Wohnen

Service-Wohnen liegt im Trend. An abrufbare Serviceleistungen geknüpfte Wohnungen sind fast überall begehrt, entsprechende Wohnanlagen und Residenzen haben zum Teil lange Wartelisten. Vielen gilt das Service-Wohnen als gelungener Kompromiss aus bedarfsgerechter Versorgung sowie Leben in Gesellschaft auf der einen Seite und autonomes Wohnen auf der anderen. Gestärkt durch das politische Prinzip „ambulant vor stationär“, wächst die Bedeutung seniorengerechter Wohnungen mit einem Angebot aus Grund- und Wahlservice seit Jahren.  
 
Mit der steigenden Nachfrage nimmt auch das Angebot an Service-Wohnungen kontinuierlich zu. Dr. Michael Held, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Terragon AG, beleuchtet im Interview die aktuelle Marktsituation und spricht dabei über die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage sowie über künftige Entwicklungen. 

Sevice-Wohnen

Herr Dr. Held, wie groß ist die Nachfrage nach Service-Wohnungen in Deutschland?

In Deutschland gibt es derzeit einen Bestand von rund 300.000 Wohnungen mit Service für Senioren. Davon zählen gut 30.000 Wohnungen zum Premium-Bereich. Es ist davon auszugehen, dass für etwa 10 Prozent der Menschen über 70 das Service-Wohnen infrage kommt. Hier besteht aber ein großer Nachholbedarf. Unsere Analysen ergeben, dass im Hinblick auf Service-Wohnen 94 Prozent der deutschen Gemeinden unterversorgt und 76 Prozent sogar stark unterversorgt sind.  
 
Die Nachfrageentwicklung hängt auch mit der hohen Lebenserwartung und den geburtenstarken Jahrgängen in der sogenannten Babyboomer-Generation zusammen. Die Zahl der Menschen über 65 wird bis 2030 um 28 Prozent auf 21,8 Millionen steigen und die der Menschen über 80 sogar um 38 Prozent auf 6,2 Millionen. So wird die Unterversorgung beim Service-Wohnen weiter zunehmen. 

Dr. Michael Held

Gründer und Vorstandsvorsitzender der Terragon AG

Ihr Unternehmen ist spezialisiert auf die Entwicklung von Service-Wohnen für Senioren im Premiumbereich. Warum haben Sie sich für dieses Segment entschieden?

Zunächst möchte ich betonen, dass wir „Premium“ nicht gleichsetzen mit Luxus. Bei uns beginnt Premium mit einem monatlichen Gesamtentgelt je Wohnung von 1.500 Euro – die Preise reichen bis höchstens 3.000 Euro. Es gibt inhaltliche und wirtschaftliche Gründe, warum wir uns auf das Premiumangebot konzentrieren. Zum einen können wir mit unserem Angebot durch einen umfassenden Service das Versprechen halten, dass Senioren selbstbestimmt bis ins hohe Alter leben können. Das ist eindeutig schwieriger für Anbieter im mittel- und niedrigpreisigen Segment. Zum anderen ist dieses Angebotssegment für uns leichter umsetzbar aufgrund der hohen Grundstücks- und Baukosten. Das ist im Premiumbereich einfacher zu stemmen. 

Lohnt es sich in der aktuellen Situation überhaupt, Service-Wohnprojekte im mittel- oder gar niedrigpreisigen Bereich zu entwickeln?

Ja, absolut. Alle Angebotssegmente sind wirtschaftlich umsetzbar, man muss allerdings den Markt genau sondieren und die Konzepte darauf ausrichten. So können insbesondere in kleineren Gemeinden auch kleinere Wohnanlagen erfolgreich realisiert werden. Natürlich ist eine spezifische Anpassung des Serviceumfangs notwendig. Aber faktisch kann man in jeder Gemeinde Service-Wohnen anbieten. 

Wird sich das Service-Wohnen für Senioren in der Zukunft zu einer Wohnform für die breite Bevölkerung entwickeln?

Das höherpreisige Segment im Bereich Service-Wohnen macht nur ungefähr 10 Prozent des Gesamtangebots aus – rund 90 Prozent ist im mittleren und niedrigpreisigen Segment angesiedelt. Daher ist davon auszugehen, dass sich das Service-Wohnen für Senioren zu einer etablierten Lebensform entwickeln wird. Immerhin ist es für die Senioren mit sehr vielen Vorteilen verbunden. Maßgeblich dabei ist der Wunsch älterer Menschen nach Geselligkeit. Das hat insbesondere für hochbetagte Bürgerinnen und Bürger eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Gleichzeitig wollen sie aber auch bis ins hohe Alter autonom leben.  

Wie groß schätzen Sie die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage im Bereich Service-Wohnen momentan ein?

Wir sehen einen enormen Nachholbedarf: Momentan gehen wir von ca. 550.000 Wohnungen aus, die zur Deckung des von uns kalkulierten Bedarfs benötigt werden, davon rund 90.000 Wohnungen im Premium-Bereich. Diese Bedarfszahlen werden bis 2035 voraussichtlich um weitere 200.000 Service-Wohnungen insgesamt und 33.000 in Premium-Qualität steigen.

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Der Tipp des Experten

Wer ein passendes Service-Wohnangebot sucht, sollte sich die daran geknüpften Wahlleistungen immer genau anschauen. Wichtig ist dabei auch, ob und in welchem Umfang pflegerische Leistungen verfügbar sind, denn diese können irgendwann einmal nötig werden.

Weiterführende Infos: Lesen Sie auch unsere Artikel zu den Themen „Service-Wohnen“ und „Betreutes Wohnen“.

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