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Angst ist ein natürliches Warnsystem, das uns bei Gefahren oder Bedrohungen in Alarmbereitschaft versetzt. Wir bündeln dann unsere Kräfte und konzentrieren uns darauf, aus der Gefahrensituation herauszukommen. Angstgefühle dienen also unserem Schutz. Sie sind eine gesunde Reaktion auf Menschen oder Dinge, die uns und unser Wohlbefinden gefährden.
Liegt jedoch eine Angststörung vor, treten Ängste auch dann auf, wenn keine tatsächliche Gefahr besteht. Die Angstintensität ist hoch und steht in keinem angemessenen Verhältnis zu dem, was als Bedrohung wahrgenommen wird. Oft sind sich die Betroffenen sogar dessen bewusst, dass es keinen objektiven Grund zur Beunruhigung gibt, können ihre Angst aber trotzdem nicht kontrollieren.
Angststörung gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter. In Deutschland leiden rund zehn Prozent der Seniorinnen und Senioren darunter, wobei Frauen doppelt so oft betroffen sind. Bei älteren Menschen hängt die Entwicklung einer Angsterkrankung häufig mit den Veränderungen und Herausforderungen zusammen, die der „Herbst des Lebens“ mit sich bringt. Dazu gehören zum Beispiel das Ausscheiden aus dem Berufsleben, der Verlust des Partners oder des Freundeskreises, körperlicher und geistiger Abbau oder der Gedanke an den eigenen Tod.
Es gibt verschiedene Arten der Angststörung. In der Psychologie wird zwischen Formen unterschieden, die einen konkreten Auslöser haben, und solchen, die nicht mit einem konkreten Auslöser einhergehen.
Angststörungen, die mit einem konkreten Auslöser verbunden sind, werden auch Phobien genannt. Hierbei verursachen bestimmte Dinge oder Situationen, die eigentlich ungefährlich sind, Angst bei den Betroffenen. Zu den verbreitetsten Phobien zählen:
Hierzu zählen Panikstörungen und generalisierte Angststörung.
Angststörungen sind oft auf seelische Probleme zurückzuführen, können aber auch organische oder genetische Ursachen haben. Fachleute gehen davon aus, dass bei der Entstehung verschiedene Faktoren zusammenspielen. Zu den möglichen Auslösern zählen etwa:
Im höheren Lebensalter werden krankhafte Ängste häufig nicht als solche erkannt und schlichtweg für eine natürliche Begleiterscheinung des Altwerdens gehalten. Viele Betroffene scheuen sich zudem aus Scham davor, offen über ihre Angstzustände zu sprechen und sich in Therapie zu begeben. Unbehandelt kann die Störung jedoch zu einer chronischen Erkrankung werden und Depressionen oder die Entwicklung einer Sucht nach sich ziehen. In extremen Fällen zieht sich die betroffene Person immer mehr aus dem Leben zurück, bis sie irgendwann gänzlich vereinsamt. Bei Verdacht auf eine Angststörung sollte also unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Zunächst einmal wird der Arzt oder die Ärztin die physische Verfassung der oder des Betroffenen überprüfen, um auszuschließen, dass eine körperliche Erkrankung für die Angststörung verantwortlich ist. Eine Angststörung kann zum Beispiel bei Herzleiden oder Atemwegstörungen als Begleiterscheinung auftreten. Im zweiten Schritt erhält der Patient gegebenenfalls eine Überweisung an einen Psychotherapeuten oder einen Psychiater.
Zur Behandlung einer Angsterkrankung kann beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie (KTV) durchgeführt werden. Hierbei lernen die Patienten, die Denkmuster, die der Angst zugrunde liegen, zu erkennen, zu verstehen und zu korrigieren. Begleitend dazu kann auch eine medikamentöse Therapie erfolgen.
Dem Umfeld von Personen mit Angsterkrankung fällt es oft schwer, die Ängste der Betroffenen ernst zu nehmen. Fehlendes Verständnis und Einfühlungsvermögen können jedoch schnell zu Streit und Frust im Alltag führen. Und der daraus resultierende Stress kann die Angststörung unter Umständen sogar verschlimmern. Wer einen angsterkrankten Menschen pflegt, sollte daher auf Sätze, die Unverständnis ausdrücken, wie „Das ist doch überhaupt nicht gefährlich“, oder auf Aufforderungen wie „Jetzt reiß‘ dich endlich mal zusammen“ verzichten. Zu beachten ist, dass eine Angsterkrankung genauso eine psychische Erkrankung wie Demenz oder Sucht ist. Die Ängste lassen sich also nicht spontan abstellen.
Andererseits sollten Betroffene durchaus dazu ermutigt werden, sich ihren Ängsten zu stellen. Denn es ist sehr wichtig, dass sie nicht stets vor den vermeintlichen Gefahren oder Bedrohungen „weglaufen“. Je häufiger eine angsterkrankte Person mit den gefürchteten Situationen konfrontiert wird, desto besser lassen sich die entsprechenden Ängste mit der Zeit abbauen. So sollte beispielsweise ein Mensch mit sozialer Phobie üben, auf andere zuzugehen, Gesprächspartnern in die Augen zu sehen, Vorträge zu halten oder die eigene Meinung in einer Diskussion zu äußern. Wer hingegen Angst vor der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hat, sollte immer wieder mit Bus und Bahn fahren.
Hat ein angsterkrankter Mensch die Angst auslösenden Situationen bisher bestmöglich vermieden, fällt es ihm besonders schwer, sich auf einmal bewusst in diese hineinzubegeben. Als Angehöriger oder Pflegekraft können Sie der betroffenen Person gegebenenfalls anbieten, sie anfangs dabei zu begleiten, um ihrer Selbstüberwindung eine Anschubhilfe zu geben. Nach und nach kann der oder die Betroffene dann eigenständige Versuche wagen. Bei diesem Prozess sollten auch kleine Erfolge gewürdigt werden.
Tipp: Selbsthilfegruppe
Wer an einer Angststörung leidet, kann sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Betroffenen austauschen und dort emotionale Unterstützung sowie wertvolle Tipps und Ratschläge erhalten. Eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Region finden Sie hier.
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